NS-Zeit, Holocaust und Rechtsextremismus in Schule und Bildung

NS-Zeit, Holocaust und Rechtsextremismus in Schule und Bildung

Veranstalter
Dr. Thomas Schlag, Studienleiter Gesellschaftspolitische Jugendbildung Michael Scherrmann M.A., Studienleiter Gesellschaftspolitische Jugendbildung
Veranstaltungsort
Evangelische Akademie Bad Boll
Ort
Bad Boll
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.10.2003 - 17.10.2003
Deadline
30.09.2003
Von
Dr. Thomas Schlag

Die Behandlung von Nationalsozialismus, Holocaust und Rechtsextremismus ist fester Bestandteil der schulischen Lehrpläne für den Geschichts- und Politik- bzw. Gemeinschaftskundeunterricht.
Gleichwohl rückt für junge Menschen nicht nur dieser Zeitabschnitt, sondern auch die Brisanz des Themas in immer weitere Ferne. Die schulische Behandlung des Nationalsozialismus wird nicht selten als inflationär wahrgenommen und verleitet Schüler oftmals zur Aussage, dass man „das Thema nicht mehr hören könne und die Bilder nicht mehr sehen wolle“.
Ist diese Kritik berechtigt? Formuliert sich in ihr gar ein neuer latenter Rechtsextremismus?
Wie lassen sich Jugendliche für den kritischen Blick in die deutsche Vergangenheit motivieren und begeistern? Und welche didaktischen Konzeptionen machen Sinn?
Grundsatzreferate thematisieren mögliche Ursachen für die schleichende Entfremdung von der eige-nen Geschichte und den angemessenen Umgang mit der deutschen Vergangenheit.
Workshops und Exkursionen dienen der Reflexion pädagogischer Vermittlungsformen im Blick auf Ursachen und Phänomene des Dritten Reiches – nicht zuletzt im Kontext der multiethnischen Schul-wirklichkeit. Mit Bezug auf die gegenwärtige Lehrplanentwicklung werden Möglichkeiten einer zu-kunfts- und demokratiefähigen thematischen Auseinandersetzung mit fremdenfeindlichen und rechtsextremistischen Einstellungen „in der Mitte der Gesellschaft“ in den Blick genommen.
Eine szenische Lesung des türkischen Schauspielers Serdar Somuncu, der durch seine Bearbeitung von Texten und Reden aus der Zeit des Nationalsozialismus inzwischen internationale Aufmerksam-keit erregt, nimmt die Thematik faszinierend und streitbar auf.
Wir laden Sie als Lehrkräfte des Geschichts-, Gemeinschaftskunde- bzw. Politikunterrichtes, als Fachkräfte in Wissenschaft und außerschulischer Jugendbildung, Studierende der Geschichts- und Politikwissenschaft und Interessierte herzlich zu uns an die Evangelische Akademie Bad Boll ein.

KOSTEN (für die gesamte Tagung - unter der Voraussetzung anvisierter Stiftungsunterstützung):
 Teilnahme mit Vollpension ohne Übernachtung 70 €
 Teilnahme + Unterkunft und Vollpension im
Doppelzimmer Etagendusche/-WC 96 €
Doppelzimmer Dusche/WC 116 €
Einzelzimmer Etagendusche/-WC 117 €
Einzelzimmer Dusche/WC 128 €
Studierende bis zum 27. Lebensjahr erhalten gegen Nachweis 50% Ermäßigung.

Programm

TAGUNGSPROGRAMM

Mittwoch, 15. Oktober 2003

13.00
Anreise

13.30
Kaffee

14.00
Begrüßung und inhaltliche Einführung
Dr. Thomas Schlag, Bad Boll

14.15
Grundsatzvorträge zur Thematisierung
von Nationalsozialismus und Rechtsextremismus im Unterrichtsgeschehen

„Demokratie lernen“ in Zeiten politischer Simplifizierung und Radikalisierung? – Zukunfts-Ansprüche des Unterrichtsfaches Politik/Gemeinschaftskunde
Prof. Dr. Peter Massing, Institut für Politikwissenschaft, FU Berlin

„Aus Geschichte lernen“ im „Just-in-time-Zeitalter“? –
Zukunfts-Ansprüche des Unterrichtsfaches Geschichte
Prof. Dr. Bodo von Borries, Fachbereich Erziehungswissenschaft, Universität Hamburg

16.30
Kaffeepause

17.00
Workshop-Einheit I zur Fachdidaktik

1. "Nicht-rassistische Bildung – (k)ein Thema für die Schule?"
Barbara Schäuble, Projektgruppe "Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit", DGB-Bildungswerk Thüringen e.V., Erfurt

2. Junge Menschen begegnen Vergangenheit –
Geschichtsvermittlung zwischen Opposition, Langeweile und Beteiligung
Andrea Hoffmann, Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft, Tübingen

3. Multimedia gegen Rechts – besser unterrichten, besser lernen mit neuer Lernsoftware
Johannes Gienger, Dr. Tobias Jersak, Medialesson, Stuttgart

4. „Der letzte Zeuge“ – Pädagogische Chancen und Grenzen der „Oral history“
Almut Leh, International Oral History Association, Hagen

5. „Geschichte im Gelände“ – Studienfahrten zu Kriegs-Schauplätzen im Elsaß
Michael Scherrmann, Bad Boll

6. Die Relevanz von Schüler-Migrationserfahrungen für die Politik- und Geschichtsdidaktik
Dr. Viola Georgi, International Network Education for Democracy, Human Rights and Tolerance/ Centrum für Angewandte Politikforschung (CAP), München (angefragt)

18.45
Abendessen

19.30
Abendvortrag

Erinnern rekonstruieren, Handeln motivieren: Zur Gegenwartsaufgabe historisch-politischer Bildung
Prof. Dr. Micha Brumlik, Institut für allg. Erziehungswissenschaft, Universität Frankfurt a. M.

21.00
Drinks and Talks

Donnerstag, 16. Oktober

8.00
Morgenandacht

8.20
Frühstück

9.00
Grundsatzvorträge zum Thema „Erinnern“ und „Erinnerungskultur“

„Opa war kein Nazi“ --– Zur Bewertung des Nationalsozialismus im Gespräch zwischen den Generationen
Prof. Dr. Harald Welzer, Psychologisches Institut der Universität Hannover

Erinnerung und ihre Orte – Erinnerungskultur als Dimension politischer Verantwortung
Prof. Dr. Peter Steinbach, Institut für Geschichte, Universität Karlsruhe

10.45
Pause

11.15
Workshop-Einheit II zur Fachdidaktik

7. Die Thematisierung der deutschen Vergangenheit im multikulturellen Schulkontext
Angelika Rieber, Ernst-Reuter-Schule I, Frankfurt a. M.

8. Tendenzen, Chancen und Desiderate gegenwärtiger Lehrplanentwicklung im Fach Geschichte zum Umgang mit Nationalsozialismus und Holocaust
Martin Wedel, Kultusministerium Baden-Württemberg, Roland Wolf, Fachberater, Stuttgart (angefragt)

9. Mediale Geschichtsdidaktik zum Thema Nationalsozialismus und Holocaust –
Medienprojekt „Lernen aus der Geschichte“
Annegret Ehmann, Fördergesellschaft Kulturelle Bildung e. V., Bonn/Berlin

10. Geschichte, Politik und Gender – welche Geschlechterdifferenzierung braucht die Fachdidaktik?
Dr. Susanne Maurer, Fachbereich Erziehungswissenschaft, Universität Jena

11. Schulen „lernen Demokratie“
Dr. Anne Sliwka, BLK-Projekt, Freudenberg-Stiftung, Weinheim mit SchülerInnen beteiligter Schulen aus Reutlingen, Freiburg und Salem

12. „Ich kann es nicht mehr sehen!“ – Ungewöhnliche Zugangsweisen zu den Themen Nationalsozialismus und Holocaust durch den Dokumentarfilm
Dr. habil. Peter Zimmermann, Haus des Dokumentarfilms, Stuttgart

13. Was die Unterrichtseinheit „Rechtsstaat und Demokratie“ mit Rechtsextremismus zu tun hat – Didaktische Ideen und Tendenzen im Fach Gemeinschaftskunde
Dirk Weller, Tübingen, Gymnasiallehrer, Tübingen, Christian Henkel, Lehrbeauftragter am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien), Rottweil

13.00
Mittagessen

14.30
Exkursionen und Gespräche mit den pädagogisch Verantwortlichen vor Ort

I. Die NS-Zeit in einer „ganz normalen“ Stadt
Annette Lein, Dr. Silvester Lechner, Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg, Ulm

II. Bibliothek für Zeitgeschichte
Dr. Bernd Holtwick, Haus der Geschichte, Stuttgart

III. Gedenkstätte Grafeneck
Thomas Stöckle, Alfred Weber, Arbeitskreis Gedenkstätte Grafeneck e. V.

IV. Gedenkstätte KZ Bisingen
Dr. Horst Prautzsch, Trochtelfingen

18.30
Abendessen

20.00
„Wollt Ihr den totalen Krieg?!“ - Ein Theater-Abend mit Sedar Somuncu

Freitag, 17. Oktober

8.00
Morgenandacht

8.20
Frühstück

9.00
Rückblicke und Perspektiven
„Hitlers Volksstaat“ – was der historisch-politische Bildner übersieht und welche Konsequenzen dies hat
Dr. Götz Aly, Historiker und Publizist, Frankfurt a. M.

10.30
Pause mit visueller Präsentation der Workshopergebnisse

11.00
Schlussbeitrag
Kann politische Bildung zu zivilgesellschaftlicher Verantwortung beitragen? – Perspektiven einer Didaktik der Werteerziehung
Prof. Dr. Georg Weißeno, Abteilung Politikwissenschaft, PH Karlsruhe

12.30
Abschlussdiskussion

13.00
Mittagessen und Ende der Tagung

Kontakt

Thomas Dr. Schlag
Akademieweg 11
73087 Bad Boll
07164/ 79 312
07164/ 79 5312
thomas.schlag@ev-akademie-boll.de

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